Donnerstag, 12. Dezember 2013

Aua aua

   
   
Es gibt Bilder, die vergisst man so schnell nicht ... Bilder, die sich in den Kopf einprägen und bei jeder Erinnerung stechen.

So ein Bild habe ich von Emma im Kopf. Emma habe ich die Möwe genannt, deren Fuß immer wieder in meinem Kopf rumgeistert, den ich gern zur Mahnung fotografiert hätte, aber noch lieber hätte ich Emma geholfen, den Wobbler samt Haken aus dem Fuß zu bekommen, damit sie vielleicht wieder laufen kann.
   
  
    
   
   Ein Geflatter herrschte gestern im Hafenbecken, als ich mit meinem Sohn und dessen Freund ankam.
Uns fiel das trockene Brötchen ein, dass in der Küche noch darauf wartete, verfüttert zu werden. Ich weiß, Brötchen sind nicht die beste Nahrung für Vögel, aber ab und an kriegen Möwen und Schwäne doch mal eins von den Kindern.


Während sich eine Schar kleinerer Möwen um die letzten Krümel aus der Tüte zankten, saß Emma ziemlich unbeteiligt daneben. Erst als alle anderen wieder losgeflogen waren, schnappte sie sich die Krümel, an die sie mit langgestrecktem Hals noch kam.
     
 Emma schien verletzt zu sein, aber erst als sie ein kurzes Stück flog, fiel den Jungs die Angelsehne auf, die sie hinter sich herzog. 
  

  
  
Wer genau hinschaut, sieht die Sehne hinter ihr auf dem Foto, mir fiel es auch erst beim Sichten der Fotos auf.

So zog ich schnell los, um eine Schere zu holen. Ich hatte die Hoffnung, sie von ihrer Fußfessel befreien zu können.

Was ich sah, als ich dann vorsichtig nach der Sehne griff, tat verdammt weh. Emma hatte nicht nur einen Angelhaken im Fuß, sondern dieser Haken gehörte zu einem nicht gerade kleinen Wobbler.

Als Mama eines kleinen begeisterten Urlaubsanglers bin ich schon öfter in die Verlegenheit gekommen, einen Angelhaken vorsichtig aus den Tiefen eines Fischmaules zu operieren, wenn der große Fisch doch ein Fischlein war und zurück in den See musste. Eigentlich graut es mir jedes Mal davor, aber manchmal geht es einfach nicht anders. Ein großer Sprung über meinen eigenen Schatten und dann geht alles andere fast automatisch ... es muss eben sein.

Und so sollte es auch mit Emma sein, aber leider tauchte in diesem Moment bellend ein Jagdhund an der Kaikante auf, Emma mobilisierte all ihre Kraft zur Flucht und ich ließ sie los ...

Aber dieses Bild ... es lässt mich einfach nicht mehr los. Bei jedem Blick ins Hafenbecken halte ich Ausschau nach Emma, aber sie lässt sich nicht mehr blicken.

Mit ganz anderen Augen schau ich dafür die Angler an, die an mir vorbeilaufen.
Ich bin kein Gegner des Angelns, wenn sich der Angler an all das hält, was er für seinen Fischereischein gelernt hat, wenn er den Fisch fachgerecht tötet und verwendet. Und wenn er Rücksicht auf alle anderen Lebewesen rundherum nimmt. Es mag auch keine Absicht gewesen sein, aber auch eine Nachlässigkeit mit diesen Folgen tut weh.

Ich hätte gern für meinen Fischereischein noch ein Praxistraining absolviert, damit ich meinen Sohn mehr beibringen kann (denn nur für ihn hab ich den Schein gemacht), aber die Theorie reichte für die Prüfung. 

Gar kein Verständnis habe ich dafür, dass es in Mecklenburg-Vorpommern Fischereischeine für eine begrenzte Zeit zu kaufen gibt. Wie kann man bitte das Wissen, für das ich zwei Wochenenden lang die Schulbank gedrückt habe, für den ordnungsgemäßen Umgang mit Fischen und anderen Wasserbewohnern für ein paar Euro kaufen? Braucht man das etwa nicht, wenn man nur mal im Urlaub angeln will? Wenn man damit Touristen anlocken und ein paar Euro einnehmen kann, sind die Tiere unwichtig.

Hm ... kein schönes Thema in der eigentlich besinnlichen Vorweihnachtszeit, 
aber manches muss einfach raus, weil es weh tut ...

 

3 Kommentare:

  1. Ach ist das traurig!
    Beinahe hättest du es geschafft, die arme " Emma" zu verarzten.
    Ich kann mir nur zu gut vorstellen, dass man sowas nicht so leicht aus dem Kopf kriegt.
    Ich leide da auch immer mit, egal bei welchem Tier auch immer!
    Das mit den Angelscheinen und dem Angeln an sich, ist mir nicht so geläufig, ich habe mir da ehrlich gesagt noch gar keine so intensiven Gedanken darüber gemacht, aber nun schon.
    Und du hast da vollkommen Recht.
    Aber was kann man da schon ausrichten ?!
    Herzliche Grüße
    Jutta

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  2. Liebe Jutta,

    vielen Dank für Deine mitfühlenden Worte. Ich habe mich durch die Kinder mit dem Thema Angeln auseinandersetzen müssen und bin froh, dass meine beiden sehr rücksichtsvoll sind, selbst wenn sie bei anderen Kindern im Urlaub anderes erleben.

    Am schlimmsten ist in solchen Situationen die Hilflosigkeit. Aber bin ich das wirklich? Der erste Schritt ist doch schon das Sensibilisieren der eigenen Kinder, unsere Vorbildwirkung. Und der zweite, auf solche Dinge aufmerksam zu machen. Deshalb wird es zwischen meinen schönen Augenblicken hier auch immer mal wieder solch einen Post geben.

    Nen lieben Gruß von Antje

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  3. :( :( :( schrecklich :( :( :(

    Danke, dass du es versuchst hast!
    Fühl dich mal ganz lieb umarmt.

    Traurige Grüsse Babs

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Ich freu mich über jeden Kommentar, anonyme Kommentare musste ich allerdings abwählen.