Freitag, 6. Dezember 2013

Xaver

  
   
   Wahrscheinlich haben wir das meiste von Xaver verschlafen. Oder er wütete hier doch nicht so sehr oder es standen ihm Häuser trotzig im Weg. Nur einmal kurz flackerte das Licht, die Taschenlampe hatte ich umsonst griffbereit für den Rest der Nacht.

Mein Blick am Vormittag aus dem Fenster ließ mich ganz ruhig bleiben. Die Bäumen standen noch, mein Autodach war auch zu sehen und kein Dachziegel auf der Straße. Das Hafenbecken war auch nicht übergeschwappt, die nächsten Verwandten haben hier schon durchgeklingelt und sind beruhigt.

Bei Sonnenschein gingen die Kinder Brötchen holen, so ein schulfreier Tag muss gemütlich beginnen.

Aber das trügte. Während meine Tochter ihre für die letzte Nacht bei uns untergeschlüpfte Freundin zum Zug auf die Insel brachte, wandelte sich das Licht draußen. Und wenn es so aussieht, braut sich was zusammen, das hab ich in der Zeit hier schon gelernt.

Das leise Klopfen an die Fensterscheiben wurde schnell lauter, zentimetergroße Hagelkörner prasselten auf die Erde. Und meine Tochter tapfer mittendrin auf einem Weg, der eigentlich keine Unterstellmöglichkeiten bietet.


 Inzwischen ist das Mädchen wieder aufgetaut. Draußen sieht es so aus:
   
  

    
 Hin und wieder zeigt sich Klärchen durch ein Wolkenloch.

Aber wir bleiben jetzt lieber zu Hause, machen uns einen kuschligen Tag.
   
Inzwischen habe ich im www geblättert, obwohl mir eigentlich nicht nach Hiobsbotschaften ist. Ich atme ein bisschen auf, dass Xaver allgemein weniger Schäden angerichtet hat als befürchtet, trotzdem fühle ich mit den betroffenen Menschen. In Gedanken bin ich jedoch noch mehr bei den Menschen in weit ärmeren Gegenden, die solch ein Unwetter viel härter trifft, die tagelang auf Hilfe und das lebensnotwendigste warten mussten oder müssen, nichts mehr haben und auch keine Versicherung für ihre wenigen Habseeligkeiten, die der Sturm unter den Trümmern ihrer armseeligen Hütten begraben hat.
  

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